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tn_allgemein:zeitlos:firmengeschichte [21.04.2020 22:19] fhagenmaier |
tn_allgemein:zeitlos:firmengeschichte [03.11.2022 20:29] (aktuell) hagenmaier [Gedenktafeln] |
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+ | ====== TN Firmengeschichte ====== | ||
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+ | === TN-Zeitliste === | ||
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+ | Über folgenden Link finden Sie die Zeitliste der Firmengeschichte von der TN-Gründung 1899 durch Harry Fuld, bis zum 125 jährigen Firmenjubiläum 2024: **[[tn_allgemein: | ||
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+ | === Erfolgsgeschichte === | ||
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+ | <wrap lo>Auf dieser Seite lesen Sie, wie TN nahezu 100 Jahre mit Pioniergeist durch gute und schlechte Zeiten geführt wurde.</ | ||
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+ | **Die Erfolgsgeschichte des ersten deutschen TK-Dienstleisters.** | ||
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+ | Wirtschaftlicher Erfolg ist eng verknüpft mit der geistigen Einstellung der Unternehmer, | ||
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+ | Harry Fuld gilt zu Recht als Pionier der modernen Dienstleistungswirtschaft. Anders als manche großzügig mit Venture Capital ausgestattete Firmengründer der heutigen „New Economy" | ||
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+ | **Revolutionäres Franchising-System**\\ | ||
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+ | Obwohl er mit seinem dürftigen, von der Mutter vorgestreckten Startkapital notgedrungen ganz klein anfangen musste, legte Harry Fuld das Geschäft der Vermietung und Wartung privater Telefon-Nebenstellenanlagen von vornherein auf Expansion an. Ein für die damalige Zeit geradezu revolutionäres Franchising-System ermöglichte steiles Wachstum ohne zusätzlichen Kapitalbedarf. Den Startschuss für die Expansion des privaten Telefongeschäfts gab die Reichspostverwaltung im Jahre 1900, indem sie das Verbot, Haustelefonanlagen ans Amt anzuschließen, | ||
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+ | Eine der ersten größeren Nebenstellenanlagen mit 26 Sprechstellen erhielt die Chemische Fabrik E. Merck in Darmstadt. Zu den ersten Großkunden Fulds gehörten auch die Frankfurter Stadtverwaltung, | ||
+ | Im Jahre 1901 hatte Fuld die Telefon- und Telegraphenbau G.m.b.H. als eigenständige Tochtergesellschaft für die Herstellung von Nebenstellen-Apparaten gegründet, da die ursprünglich von der Bell Company aus Antwerpen bezogenen Geräte nicht immer hielten, was sie versprachen. Fulds Kompagnon, der als begnadeter „schwäbische Tüftler" | ||
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+ | 1907 zog die Firma mit 250 Arbeitern in ein noch größeres Gebäude in der Mainzer Landstraße 193. Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs ging es mit der Firma stetig und geschwind bergauf. Harry Fuld hatte eine Nase für neue Geschäftsfelder. Gab es einen Bau-Boom, schickte er seine Akquisiteure vordringlich zu Architekten und Baufirmen, kriselte es in einem Sektor, suchte er Anwälte und Konkursverwalter von den Vorteilen gemieteter Nebenstellenanlagen zu überzeugen. Dabei kam Fuld seine eigene ausgeprägte Menschenkenntnis und die technische Experimentierfreude seines Kompagnons Carl Lehner zugute. Beides versetzte ihn in die Lage, seinen Kunden, innovative und individuelle, | ||
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+ | **1912** bezog die Firma in der **Mainzer Landstraße** 136-140 (in der Nähe des Güterplatzes) in eigene Gebäude, in denen auch noch die Nachfolgerin TN bis zu deren vollständigen Aufgehen im Bosch-Konzern ihren Sitz behielt. (Ab 1994 klaffte dort, nachdem die noch gut erhaltenen TN-Gebäude abgerissen wurden, um Platz für ein dann doch erst 25 Jahre später realisiertes Hochhausprojekt zu schaffen, eine unübersehbare Baulücke.)\\ | ||
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+ | In den Gebäuden an der Mainzer Landstraße kam auch 1913 ein organisatorisch vom Telefongeschäft streng getrennter neuer Geschäftszweig, | ||
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+ | Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges bedeutete eine tiefe Zäsur in der Erfolgsgeschichte des „Fuld-Konzerns", | ||
+ | So mussten die H. Fuld & Co. Telefon- und Telegrafenwerke 1918 fast wieder von vorne beginnen, zumal die dem Krieg folgende Hyper-Inflation alle längerfristigen Mietverträge zu Makulatur werden ließ. Trotzdem wurden die 20er Jahre für die Fuld' | ||
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+ | 1928 komplettierte der Konzern sein Dienstleistungs-Angebot durch die Gründung der Elektra Versicherungs-AG, | ||
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+ | Seit 1926 trug sich Fuld mit dem Gedanken, Firmensitz und Hauptwerk von Frankfurt nach Berlin zu verlegen, weil er hoffte, so leichter an Großaufträge der Reichspost sowie aus dem Ausland gelangen zu können. Das Wirtschaftsamt der Stadt Frankfurt bekam Wind von den Plänen Fulds und fürchtete einen schmerzlichen Ausfall von Gewerbesteuer-Einnahmen und den Verlust von Arbeitsplätzen. Deshalb bot es Fuld für den Bau eines neuen Werkes zu äußerst günstigen Konditionen (für 6 statt 15 Goldmark je Quadratmeter) ein fast 33.000 Quadratmeter großes Grundstück in der Höchster Straße (**Kleyerstraße**) an. Im Mai **1929** stimmte das Frankfurter Stadtparlament in nichtöffentlicher Sitzung einem entsprechenden Vertrag mit dem Fuld-Konzern zu, in dem dieser sich im Gegenzug verpflichtet, | ||
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+ | Da sich die Wirtschaftskrise verschärfte, | ||
+ | Das war nur ein Vorgeschmack auf die Schikanen, denen der Fuld-Konzern nach der nationalsozialistischen Machtergreifung ausgesetzt war. Harry Fuld blieb davon nur durch seinen frühen Tod am 26 Januar 1932 in Zürich auf einer Geschäftsreise verschont. Es nützte Fulds Mitgesellschaftern wenig, dass sie die Firma 1933 in „Nationale Telefon- und Telegraphenwerke" | ||
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+ | **Umfirmierung in Telefonbau und Normalzeit AG**\\ | ||
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+ | Der arisierte und gleichgeschaltete Konzern firmierte ab 1935 als „Telefonbau und Normalzeit Aktiengesellschaft" | ||
+ | Doch die Gestapo behielt auch den arisierten Konzern im Auge. 1937 wurde Meta Gadesmann verhaftet und ins Gefängnis gesteckt, weil man ihr nachwies, dass sie Gelder ins Ausland verschob, um jüdischen Freunden bei der Existenzgründung im Exil zu helfen. Das Finanzministerium eröffnete gegen TN ein Verfahren wegen Steuer- und Devisenvergehen, | ||
+ | Es erscheint als ein Wunder, dass TN unter diesen Umständen die NS-Zeit überhaupt als selbständige Firma überlebte. Doch es fanden sich Freunde in der Not. Der alte **Robert Bosch**, der als erfolgreicher Firmengründer Harry Fuld im Pioniergeist verbunden geblieben war, setzte sich für Frau Gadesmann ein. Und 1941 brachten die bekannten Industriellen Julius und Hans **Thyssen** frisches Gesellschafterkapital in das angeschlagene Unternehmen ein, so dass dieses seine Steuerschulden abtragen konnte. Der 1941 als Komplementär und Leiter der Geschäftsführung bei TN eingetretene Thyssen-Mann Friedrich Sperl blieb bis Ende 1965 an der Spitze des Unternehmens.\\ | ||
+ | Mit dem Eintritt der Thyssen-Familie war aber der Leidensweg von TN unter dem NS-Regime noch nicht zu Ende. Im März 1944 wurde das Hauptwerk in der Mainzer Landstraße vollständig und das Werk in der Kleyerstraße größtenteils bei Bombenangriffen zerstört. Und nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 wurde der Vorsitzende des Beirats von TN verhaftet: Es war kein geringerer als Carl Goerdeler, den die Verschwörer zum neuen Reichskanzler machen wollten. (Goerdeler war als Berater auch der Bosch-Gruppe verbunden.) Wäre das Nazi-Reich nicht bald zusammengebrochen, | ||
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+ | Nach dem Krieg erlebte TN einen raschen Wiederaufschwung. Zwar gingen die ersten Nachkriegsjahre mit dem Wiederaufbau der zerstörten Werke und des Vertriebsnetzes drauf. Doch schon 1949 beim 50. Firmenjubiläum, | ||
+ | Gerade in diesen Boomjahren bewährte sich das in den 20er Jahren durch spezielle Versicherungsleistungen komplettierte Fuld' | ||
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+ | Ais Friedrich Sperl 1965 im Alter von 69 Jahren die Geschäftsleitung an seinen Nachfolger Winrich Behr übergab, beschäftigte die Vertriebsgesellschaft TN Lehner & Co. schon wieder 6.300 Mitarbeiter, | ||
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+ | **Beteiligung von AEG und Bosch**\\ | ||
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+ | Trotzdem entschloss sich im Mai 1968 die Mehrheit der Aktionäre (gegen den Widerstand Sperls, der zum Ehrenvorsitzenden der Gesellschafterversammlung ernannt worden war), die Selbständigkeit von TN schrittweise aufzugeben. Zunächst erwarb AEG-Telefunken eine Beteiligung von 15 Prozent - mit der Option, diese binnen 15 Jahren zu einer Mehrheitsbeteiligung auszubauen. Die Gründe dafür lagen in der hohen Beteiligung der 1950 wieder in ihre Rechte eingesetzten Fuld-Erben, worunter sich nach dem frühen Tod der beiden Fuld-Söhne Harry und Peter (Peter Fuld war 1962 im Alter von 41 Jahren an einem Hirntumor verstorben), | ||
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+ | Bis 1981 vergrößerte die AEG ihre Beteiligung an TN auf 41 Prozent. Doch danach ging es mit der AEG selbst bergab. Sie konnte die zugesagte weitere Aufstockung ihres Kapitalanteils nicht mehr leisten. Für die AEG sprang deshalb Bosch ein.\\ | ||
+ | Ende 1981 gründeten AEG-Telefunken und Bosch die Telenorma-Beteiligungsgesellschaft, | ||
+ | In den 70er und 80er Jahren tat sich TN mit einer Reihe technischer Neuerungen und der erfolgreichen Realisierung von Großaufträgen hervor. 1975 ging die erste vollelektronische Nebenstellenanlage in Betrieb. Ab 1980 kam die Text- und Datenkommunikation über Nebenstellenanlagen hinzu. Im gleichen Jahr stellte TN auch die erste Solar-Uhrenanlage vor, TN baute für die Frankfurter Börse die damals größte computergesteuerte Kursanzeigetafel Europas und verband 1986 die Zentralbanken der USA, Kanadas, Japans und Westeuropa über gemietete Standleitungen. | ||
+ | Trotzdem zeigte es sich In den 90er Jahren immer deutlicher, dass Bosch und TN, trotz des sie einenden Pioniergeistes, | ||
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+ | 1995 entstand nach der Zusammenlegung mit der **Friedrich Merk** Telefonbau das Unternehmen "Bosch Telecom" | ||
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+ | In der Konsequenz entschloss sich Bosch, den neuen Geschäftsbereich wieder in die Selbständigkeit zu entlassen. Als Käufer bot sich die New Yorker private Equity Firm Kohlberg Kravis Roberts & Co. (**KKR**) an. Seit dem 1. April 2000 trugen die Kernbereiche der alten TN den neuen Firmennamen **Tenovis**. Die Sicherheitstechnik verblieb im Bosch-Konzern und wurde als **Bosch Sicherheitssysteme** GmbH weiter ausgebaut.\\ | ||
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+ | Tenovis knüpfte am erfolgreichen und nachhaltigen Geschäftsmodell Harry Fulds an, nach dem Motto „nicht über Produkte reden, Kundenlösungen verkaufen!" | ||
+ | 2002 erwirtschafteten 6.000 Mitarbeiter einen Umsatz von 950 Millionen Euro, 2003 erzielte Tenovis mit 5.500 Mitarbeitern 890 Millionen Euro Umsatz. Nach erheblichem Personalabbau und dem Verkauf der Produktionsstätten wurde Tenovis im November 2004 für 635 Millionen US-Dollar durch das amerikanische Telekommunikations-Unternehmen **Avaya** übernommen. Avaya war früher ein Teil von AT&T, die Nachfolgerin der 1877 gegründeten amerikanischen Bell Telephone Company. Tenovis beschäftigte 2004 europaweit noch 5.400 Mitarbeiter. Insgesamt hatte KKR 40 % der Mitarbeiter abgebaut. Das Unternehmen firmierte nach der Übernahme im deutschsprachigen Raum als Avaya-Tenovis, | ||
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+ | Im April 2009 wird der Bereich " | ||
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+ | Im Juni 2013 zieht AVAYA aus den " | ||
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+ | Auf dem ehemaligen Telenorma-Areal am Güterplatz haben 2019 die Bauarbeiten für das neue Entrée in das Europaviertel begonnen. Das 13.700 m² große Grundstück, | ||
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+ | === Ausverkauf === | ||
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+ | Das folgende sehr bemerkenswerte Exponat zur deutschen Zeitgeschichte wurde in Bonn im Museum „Haus der deutschen Geschichte“ ausgestellt: | ||
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+ | ... und gewerkschaftlich organisierte Mitarbeiter demonstrieren gegen:\\ | ||
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+ | Den Rest kennen Sie ja (im Jahr 2022 nur noch ca. 300 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Frankfurt). |