Carl Lehner, der Companion

Der Kompagnon ist eine alte Bezeichnung für Kollege, Vertrauter, Gesellschafter, Teilhaber oder Mitinhaber eines Geschäftes oder eines Handelsunternehmens. Das alles war Carl Lehner für Harry Fuld - sein erster Mitarbeiter.

Carl Lehner, Senator E. h., * 21.11.1871 Weikersheim/Württemberg, † 26.12.1969 Ffm.

Nach einer Uhrmacherlehre in Heilbronn wandte sich Lehner auf den Rat des Vaters, der als junger Lehrer in Ffm. tätig gewesen war, nach Ffm. und arbeitete hier in seinem erlernten Beruf. Bei einer schweren Herzerkrankung suchte er Heilung in Baden-Baden bei einem Arzt, der mit einer elektrischen Schocktherapie experimentierte.
Lehner interessierte sich für die Instrumente des Mediziners und wurde dadurch zur Beschäftigung mit der Elektrotechnik angeregt. Er arbeitete fortan als Feinmechaniker in verschiedenen Frankfurter Unternehmen und bildete sich daneben in Vorlesungen des Physikalischen Vereins weiter. Er befasste sich mit der Messtechnik und entwickelte ein Hitzedraht-Amperemeter zur Schwachstrommessung, kam aber mit der Patentmeldung zwei Wochen zu spät.
Auf Empfehlung des Bankiers Emanuel, dem er im Physikalischen Verein begegnet war, lernte Lehner dessen Schwager Harry Fuld kennen, der sich damals gerade in der Elektrobranche selbstständig machen wollte. Als Fuld 1899 in Ffm. die Deutsche Privat-Telefon-Gesellschaft gründete, wurde Lehner zunächst sein technischer Mitarbeiter, ein Jahr später sein Teilhaber.
Lehner gehörte zu den Pionieren der Fernmeldetechnik und der Schwachstromelektrik überhaupt.
Er forcierte, dass die von der Bell Company in Antwerpen bezogenen Apparate durch Eigenentwicklung und Eigenfertigung servicefreundlicher für eine lange Haltbarkeit eingesetzt werden konnten.
Carl Lehner entwickelte für das rasch aufblühende Unternehmen die entsprechenden technischen Einrichtungen und Anlagen.
Beim Herstellen von Telefonverbindungen löste sein Pultapparat mit Wechselschalter die umständliche Stöpseltechnik ab.
Nach seiner Anleitung wurden Bauteile für die Selbstanschlusstechnik, Umschaltschränke und automatische Nebenstellenanlagen entwickelt. Dazu kam die Fertigung elektrischer Uhren und kompletter Zeitanlagen.
Der Fuld-Konzern, der mittlerweile unter „Telefonbau & Normalzeit H. Fuld & Co.“ firmierte, lieferte unter Lehners technischer Leitung alle Anlagen für das hervorragend florierende Vermietungsgeschäft aus eigener Produktion.
Lehner war seit 1926 Vorsitzender des Vorstands, seit 1932 (dem Todesjahr Fulds) Vorsitzender im Aufsichtsrat.
In der NS-Zeit geriet das Unternehmen als „nichtarischer“ Familienbetrieb in Schwierigkeiten; dazu kam, dass sich der Konzern gegen das Monopolstreben der Reichspost durchsetzen musste. 1935 wurde die Firma im Zuge der „Arisierung“ umgewandelt in die „Telefonbau & Normalzeit Lehner & Co. KG“.
Lehner wurde Vorsitzender des Präsidiums ihrer Gesellschaftervertretung. Seit 1945 Stellvertreter des Vorsitzenden, zog sich Lehner 1951 von der aktiven Mitarbeit im Unternehmen zurück, blieb der Firma aber als Beiratsmitglied verbunden.
Als seinen größten Erfolg sah er die Gründung einer Pensionskasse für die Mitarbeiter des Konzerns an, die er nach der Inflation bei Harry Fuld erreicht hatte.
1956 Ehrenplakette der Stadt Ffm.
1961 Ehrenmitglied des Physikalischen Vereins.

© 2021 Frankfurter Bürgerstiftung und bei dem Autor/den Autoren Hock, Sabine: Lehner, Carl. Artikel aus der Frankfurter Biographie (1994/96) in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), http://frankfurter-personenlexikon.de/node/3044//
Ergänzt durch FHagenmaier