1. Lehrtag

Dass ein neuer Auszubildender vom Monteur gerufen wird: „Stift hol mir die Gewichtssteine für die Wasserwaage“ oder gar die „Feierabendschablone“, hat wohl jeder Neue schon erlebt. Dass aber die Aufgabe vom Monteur: „Mach da oben das Kabel ab, da kommt ein Neues dran!“ ganz präzise vom Stift ausgeführt wird zum Chaos führt, das ist mir passiert. Der Raum an dessen Wand ich oben das Kabel abmachen sollte, war sehr hoch, so dass ich mir erst eine lange Leiter besorgen musste. Diese an der linken Ecke aufgestellt, konnte ich mit dem Seitenschneider das Kabel durchtrennen. Ganz leicht war das in der Höhe nicht, weil das Kabel ziemlich dick war. Geschafft. Dann am anderen Raumende wieder auf die Leiter und auch hier durchtrennen. Ich war dann ganz froh dass die Kabelschellen mit dem Ruck am Kabel gleich mit raus gingen und alles auf dem Boden lag. Jetzt konnte das neue Kabel verlegt werden.

Kurz darauf großes Geschrei im Haus; im ganzen Gesundheitsamt ging kein Telefon mehr. Der Monteur fiel fast in Ohnmacht. Hatte ich doch das Kabel vom Hauptverteiler zur Telefonanlage unterbrochen - wie vorgegeben. Erst jetzt kam heraus: Ich sollte nur die Schellen heraus- und das alte Kabel von der Wand abmachen, damit später ein neues Kabel im Betrieb angenagelt hätte werden können. Jetzt musste es mit Überstunden ganz schnell gehen, damit die Behörde wieder telefonieren konnte. Wir beide hatten etwas gelernt.

Bereitschaftspolizei

Das war eine echte Großbaustelle die ich aus zweierlei Gründen nicht vergesse:

1. war das Gelände sehr weitläufig und die Kasernen standen in großen Abständen. Also lieh ich mir von einem Kollegen sein Moped zu meiner ersten Fahrt mit einem langen Kabelring um den Hals. Dies sollte mir den Transport vom Materiallager zum weit entfernten Kasernengebäude erleichtern. Ein gutes Gefühl den Kabelring nicht tragen zu müssen. Noch eine Straßenecke und ich war am Ziel. Da machte sich die Schwerkraft des Kabelrings bemerkbar. In der Kurve verlor ich das Moped unter meinem Hintern. Es fuhr um die Kurve, rutschte aus und kippte um, während ich mitsamt Kabelring auf der Straße geradeaus schlitterte. Als ich aufstehen wollte, lag ich vor einer Hundertschaft Bereitschaftspolizisten - die sich zum Appell in Reih und Glied aufgestellt hatten - auf dem Boden und sah hoch in ihre grinsenden Gesichter. Wie peinlich für mich. Ich stand auf, bog den Lenker des Mopeds gerade und machte mich aus dem Staub - beziehungsweise aus dem Rollsplitt.

2. hatte ich das Interesse, mich anstelle des Wehrdienstes bei der Bereitschaftspolizei zu verdingen. Also fragte ich dort nach was ich tun müsste. Antwort: Gehe auf die Sanitätsstation und lasse dich zuerst vom ärztlichen Dienst untersuchen. Gesagt getan. Nach der Eingangsuntersuchung und dem Arztgespräch sagte der Amtsarzt zu mir: Lesen Sie dort auf dem Plakat die Buchstaben in der oberen Reihe. Das klappte prima. Nun sagte der Arzt aber: Moment, nehmen Sie Ihre Brille ab! O.k. aber jetzt sehe ich das Plakat nur noch schemenhaft. Durchgefallen. Karriere bei der Bereitschaftspolizei bereits beendet.
Dann kam später die Musterung für die Bundeswehr. Gleiche Prozedur, nur dass ich dann beim Sehtest gleich die Brille abnehmen wollte und der Amtsarzt fragte: Warum nehmen Sie die Brille ab? Nach der Schilderung meines Erlebnisses bei der Bereitschaftspolizei sagte er: Bei der Bundeswehr gibt es eine Schwimmbrille, eine Gasmaskenbrille und eine Sportbrille. Also Brille wieder aufsetzen - (wir nehmen auch fast Blinde) - Sehtest bestanden.

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