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Firmengründer Harry Fuld

Firmengründer Harry Fuld

Link zur Lebensskizze Harry Fuld (1879-1932) von Dr.Leo Parth
Privatdruck Vita von Harry Fuld im Auftrag der Firma H.Fuld & Co. (1932)

Lebensskizze Harry Fuld

Link zur Lebensgeschichte des Firmengründers:
Vom verwöhnten Knaben zum Vollblutunternehmer - Harry Fuld zeigte seiner Familie, was in ihm steckt. Hintergrundinformation Tenovis (2002)


Ergänzung zu Personen aus beiden oben verlinkten Vita von Harry Fuld:

  • Sein Großvater mütterlicherseits (Henriette Goldschmidt), Jacob Meier Goldschmidt, war Antiquitätenhändler in Frankfurt
  • Sein Vater Sally Fuld, Jüdischer Kaufmann und Mitinhaber der Frankfurter Antiquitätenhandlung J&S Goldschmidt
  • Helene Fuld, geb. Goldschmidt war seine, und die Mutter seiner Schwestern Clémentine Cramer (1874-1966), Nina Reuß und Hedwig Reiling, wohnhaft in Frankfurt am Main, Friedberger Anlage 32
  • 3. Februar 1879 Geburt Harry Herz Salomon Fuld in Frankfurt am Main
  • Vater Sally ist gestorben 1882. Die 4 Frauen wohnten mit Harry erst in der Hanauer Landst. 25, danach in der Obermainanlage 15
  • Lehrjahre in Frankfurt Bankhaus J.A.Schwarzschild Söhne, danach Volontär in London und Paris
  • 1898 schließt Schwager David Cramer einen Lizenzvertrag mit der Brüsseler Privat-Telephongesellschaft ab und beschreibt darauf hin das Geschäftsmodell für Harry, worauf dieser am
  • 13. April 1899 die die Deutsche Privat Telephongesellschaft H.Fuld & Co. in Frankfurt, Liebfrauenstr. 6 gründet
  • 1903 Heirat Flora Sondheimer (1881-1941), Wohnung Bockenheimer Anlage 7
  • 1913 Geburt Sohn Harry Sally Fuld jun. (09.1913-31.10.1963)
  • 1920 Heirat mit Ida Maria Felsmann (1884-1975), Umzug in Holzhausenstr. 40
  • 12. Februar 1921 Geburt Sohn Peter Harry Fuld
  • 1923 wurde Harry Fuld Konsul des jugoslawischen Staates in Frankurt, seine Mutter stirbt
  • 1926 dritte Heirat Harry Fuld mit Lucie Tedesco, geb. Lucy Gayzágó [Cajzago] (1889-1966), ab 1934 nach dem Tod von Harry erneut verheiratet als Lucie Mayer-Fuld
  • 1929 kauft Harry Fuld die Villa Harteneck in Berlin-Grunewald, Douglasstr. 7-9 (ehemaliges Stinnes Anwesen mit Park), ein Palais das er mit allem überhaupt möglichen Luxus ausstattete.
  • 1930 erleidet Harry Fuld einen Schlaganfall
  • 26. Januar 1932 stirbt Harry Fuld in Zürich kurz vor seinem 53. Geburtstag
  • Begraben auf dem Jüdischen Friedhof Frankfurt, Eckenheimer Landstr.
  • Seine wiederverheiratete Witwe Lucie Mayer-Fuld galt als jüdisch und konnte emigrieren und die Villa in Berlin-Grunewald, Douglasstr. 7-9 und Deutschland rechtzeitig verlassen
  • Am 10. Juli 1940 wurde dann sämtliches Hausrat-Inventar, die Kunstwerke und ein Rolls-Royce-Kabriolett vom Staat zwangsversteigert ( Auktionskatalog siehe hier) und die Villa am 13. Juli geräumt und wie die damals übliche Vorgehensweise der Nazis war, die Grunewald-Villen, die emigrierten Juden gehört hatten, für ihre Zwecke zu nutzten, so auch Fuld's Villa, welche dann Admiral Canaris nutzte.
  • Ein Teil der Kunstwerke aus der Fuld Sammlung werden heute im Frankfurter Liebieg Museum ausgestellt, siehe Spurensuche
  • 1962 stirbt auch Harry Fuld's Sohn Peter
  • Nach Peter's Tod gab es Erbstreitigkeiten, die 1965 per Gerichtsbeschluss beendet werden konnten und als deren Folge dann 1969 die Peter Fuld Stiftung gegründet wurde (siehe unten)
  • 1994 wird im Gallusviertel 60326 Frankfurt, zwischen Ordnungsamt und der Wohnanlage Galluspark, südlich der Kleyerstraße die Harry-Fuld-Straße benannt. Siehe Spurensuche.

Siehe auch Harry Fuld und
Jahreszahlen seines Unternehmens in Zeitliste TN Firmengeschichte
und in Firmengeschichte Literatur: Arisierung des Fuld-Konzerns
sowie bislang unveröffentlichte Hintergrundinfo zu Das Schicksal des „Juden-Konzerns“ lesen Sie hier.


Mit dem Businessplan seines Schwagers David Cramer, vermutlich in London verfasst, hat der junge Harry Fuld die Grundlage zur Firmengründung erhalten. Wie weitsichtig!
100 Jahre eine absolute Erfolgsgeschichte - von 1899 bis zum Einstieg von KKR.


Zum 75. Todestag von Harry Fuld veröffentlichte das Presse- und Informationsamt der Stadt Frankfurt am Main, folgende Pressemitteilung im Wochendienst Nr. 2 vom 16.01.2007:

Ein Pionier auf dem Markt der Telekommunikation

Vor 75 Jahren starb der Frankfurter Unternehmer Harry Fuld

Um die Wende zum 20. Jahrhundert hatte Harry Fuld in Frankfurt mit der Vermietung von Haustelefonanlagen begonnen. Das erfolgreiche Unternehmen des jüdischen Gründers wurde in der Nazizeit enteignet. Umbenannt zu „Telefonbau und Normalzeit“, entwickelte sich die Firma nach dem Krieg zu einem führenden Konzern der europäischen Kommunikationsbranche.

Frankfurt am Main (pia) Die Vorzüge des Vermietens hatte Harry Fuld schon früh erkannt. Als Kind besaß der einzige Sohn eines wohlhabenden Frankfurter Kunst- und Antiquitätenhändlers ein hölzernes Modell der Hauptwache, das er seinen Schwestern als Wohnung für ihre Puppen überließ - gegen eine Miete von zwei Pfennigen. Nur wenige Jahre später machte sich Fuld mit einer Geschäftsidee nach demselben Prinzip selbstständig: Der junge Kaufmann gründete in Frankfurt 1899 die „Deutsche Privat-Telephon-Gesellschaft H. Fuld & Co.“, die mit der Vermietung von Haustelefonanlagen begann. Das Unternehmen entwickelte sich rasch zu einem europaweit führenden Konzern der Schwachstromindustrie. Jahrzehntelang blieb es eine der wichtigsten Firmen mit Sitz in Frankfurt.

Der Gründer Harry Fuld starb bereits am 26. Januar 1932, also vor 75 Jahren, auf der Durchreise in Zürich. Fast genau ein Jahr später, nach Hitlers „Machtergreifung“ 1933, geriet der Konzern massiv unter Druck. Als jüdisches Familienunternehmen wurde die Firma durch das Reichspostministerium und zahlreiche Behörden, darunter die Stadtverwaltung Frankfurt, boykottiert. Im Zuge der „Zwangsarisierung“ wurden Fulds Erben enteignet und der Betrieb in „Telefonbau & Normalzeit Lehner & Co.“ (T & N) umgegründet. Unter diesem Namen bestand die in den Wiederaufbaujahren erneut erfolgreiche Firma fort, bis sie ab 1981 von Bosch übernommen und 1985 in „Telenorma“ umbenannt wurde. Erst kürzlich ging deren Nachfolgegesellschaft Tenovis ganz in dem amerikanischen Telekommunikationsunternehmen Avaya Inc. auf, das noch immer den traditionsreichen Firmensitz im Frankfurter Gallusviertel nutzt. Ganz in der Nähe erinnert heute eine Straße an Harry Fuld, mit dem die Geschichte anfing.

Eigentlich war dem begnadeten Unternehmer ein ganz anderer Lebensweg vorgezeichnet. Am 3. Februar 1879 in Frankfurt geboren, sollte Harry Fuld später in die familieneigene Kunst- und Antiquitätenhandlung J. u. S. Goldschmidt eintreten. Er absolvierte eine Banklehre in seiner Vaterstadt und volontierte dann in bedeutenden Firmen in London, Paris und Brüssel. Zum Jahreswechsel 1897/98 erreichte ihn die Nachricht, dass in der Frankfurter Kunsthandlung neben seinen Vettern kein Platz mehr für ihn sei. Fuld brauchte eine neue Geschäftsidee. Sein Schwager David Cramer gab ihm den entscheidenden Tipp: Nach amerikanischem Vorbild vermietete eine Gesellschaft in Belgien Haustelefonanlagen. Darauf war in Deutschland noch niemand gekommen. Doch Fuld erkannte sofort das Potential, das in diesem System steckte. Bisher hatte sich die Telefonie im privaten und im geschäftlichen Bereich nicht so recht durchsetzen können, weil sich die Käufer der Apparate noch mit allzu vielen technischen Schwierigkeiten herumschlagen mussten. Der Mieter einer Haustelefonanlage kaufte sich von solchen Sorgen einfach los: Gegen eine Gebühr überließ er Wartung und Reparatur seines Telefons der Vermietungsgesellschaft.

Am 13. April 1899 eröffnete Harry Fuld seine „Deutsche Privat-Telephon-Gesellschaft H. Fuld & Co.“ in Frankfurt. In einem Büroraum in der Liebfrauenstraße 6, mitten in der Stadt, saß der 20 Jahre alte Chef an einem amerikanischen Rollpult, während sein technischer Mitarbeiter Carl Lehner in einer anderen Ecke des Raumes vor sich hin tüftelte. Der rasante Aufstieg des Unternehmens begann im folgenden Jahr, als die Reichspost die Erlaubnis erteilte, Haustelefonanlagen an das amtliche Netz anzuschließen. Mit ungeheurem kaufmännischem und organisatorischem Geschick breitete Fuld innerhalb von einem Jahrzehnt sein Filialnetz über ganz Deutschland aus. Unter der Leitung von Lehner, den er schon 1900 als Teilhaber aufgenommen hatte, produzierte er inzwischen seine Fernsprechanlagen selbst. Als die Firma 1902 neue Büro- und Werkstättenräume in der Vilbeler Gasse 29 bezog, beschäftigte sie bereits 150 Mitarbeiter allein in der Produktion. Ab 1912 war das Unternehmen, zeitweise sogar mit mehreren Werken, im Frankfurter Gallusviertel ansässig.

Bald fügte Fuld der Firma Tochtergesellschaften für andere Aufgaben in der Schwachstromtechnik hinzu. Er begann 1913 mit der Produktion zentral gesteuerter elektrischer Uhren und Zeitanlagen, die als Werks- und Bahnhofsuhren („Normaluhren“) vielfach zum Einsatz kamen. Nach der Kriegs- und Inflationszeit konnte Fuld angesichts des „ungeheuren telefonischen Verkehrsbedürfnisses“ in den zwanziger Jahren das Unternehmen weiter ausbauen. Er ergänzte die Produktpalette etwa um Notruf- und Alarmanlagen sowie Warenverkaufsautomaten und stieg auch wieder ins Auslandsgeschäft ein. Der Fuldkonzern umfasste schließlich ein ausgedehntes Filialnetz und über 100 Tochtergesellschaften, als er 1928 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde. An deren Spitze standen weiterhin das Stammhaus und die Fabrikationsbetriebe in Frankfurt, die rund 1.000 der insgesamt 5.000 Mitarbeiter beschäftigten.

Konzernchef Harry Fuld zog sich offiziell in den Aufsichtsrat zurück und übersiedelte nach Berlin, um dort das Börsengeschäft besser im Griff zu haben. Dennoch blieb er weiterhin unermüdlich für „sein“ Unternehmen tätig. Wenige Tage vor seinem 53. Geburtstag 1932 starb er in einem Züricher Hotel. Er erlag einem Herzschlag, den er kurz nach einem Telefonat mit der Frankfurter Firmenzentrale erlitten hatte.

Sabine Hock
Wochendienst, hg. v. Presse- und Informationsamt der Stadt Frankfurt am Main, Nr. 2 vom 16.01.2007


Harry Fuld's Nichte, die Schriftstellerin Anna Seghers, bürgerlich Netty Reiling
Geboren am 19.11.1900 in Mainz, Tochter des Kunsthändlers Isidor Reiling
und dessen Ehefrau Hedwig (geb. Fuld), einer jüngeren Schwester von Harry Fuld
Gestorben 1.6.1983 in Berlin ist Kommunistin gewesen; ihre Werke sind heute noch bekannt.


Der jüngste von Harry Fuld's beiden Söhne, Peter Fuld
Geboren 12.2.1921 in Frankfurt am Main
Gestorben am 21.3.1962 in Frankfurt am Main.

Peter Fuld wollte mit einem Teil seines Erbes junge Menschen fördern, die durch ihre Herkunft und schwierige Bedingungen benachteiligt sind, da er selbst solche Erfahrungen machen musste. Deshalb wurde die gemeinnützige Peter Fuld Stiftung 1969 in Frankfurt am Main ins Leben gerufen.
Mehr über das Leben von Peter Fuld und seiner Stiftung können Sie nach Klick auf sein Foto lesen:
Es sind Auszüge aus der Denkschrift zu seinem 25 jährigen Todestag
© Peter-Fuld-Stiftung.


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